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Die Postille Dicta de tempore wurde in der umfangreichen hussitischen Fachliteratur nur selten erwähnt, obwohl schon 1915 über das Manuskript berichtet und dann dieses Werk im Verzeichnis der lateinischen Schriften von Mag. Johannes Hus angeführt wurde. Die Postille entstand etwa im Jahr 1408 und enthält 65 Predigten für die Sonntagsevangelien des ganzen Jahres und für einige Christus- und andere -festtage. Sie wurde nicht nur für ein konkretes Jahr bestimmt, sondern war als ewige Postille gedacht.
Mehr als die Entstehungszeit des Werkes ist die Person seines Verfassers umstritten. Zu den Zweifeln über Hussens Autorschaft der Postille Dicta de tempore zählen der allgemein kompilative Charakter des Werkes, seine stilistische und in der Ausdrucksweise vorkommende Uneinheitlicheit, die die Anwendung von mehreren Quellen mit sich bringt. Die Postille beinhaltet zwei ganze von Johannes Hus verfasste Texte und mehrere Zitaten, Motiven oder Teilen von Auslegungen aus den unstrittig Hus'schen Predigtsammlungen, zeigt jedoch besonders umfangreiche und bei Hus sonst nicht belegte Einstimmigkeiten mit der Postilla studentium seines Vorgängers Konrad von Waldhauser.
Der Autor musste ein gebildeter und belesener Mensch sein, wohl jemand, der zum Umkreis von Johannes Hus gehörte und auch dem Universitätsmilieu nahestand. Dicta de tempore wurde zielbewusst als eine literarische Postille geschaffen, wohl von einem Autor, der verschiedene Quellen (J. Hus, K. Waldhauser, J. Wyclif u.a.) nutzte, um ein neues Gesamtwerk zu bilden.
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